Tag 6
Sonntag, 28.05.2023
Heute war für die Türkei ein ganz besonderer Tag – die Stichwahl zur Präsidentschaft stand an. Im Rahmen der Projektvorbereitung hatte sich die Teilnehmergruppe aus Deutschland über die Wahl und die beiden Kandidaten informiert. Auch in den letzten Tagen war die Wahl bei unseren türkischen Gastgebern und in der Bevölkerung zunehmend ein wichtiges Gesprächsthema. Vor dem Frühstück gaben alle wahlberechtigten türkischen Projektteilnehmer ihre Stimme ab und verbrachten danach trotz dieser für ihre Zukunft sehr bedeutungsvollen Wahl den ganzen Tag bis spät in die Nacht mit uns.
Der heutige Tagesbeginn zeigte sich frisch und wolkenverhangen, als wir nach dem Frühstück mit dem Bus nach Canakkale fuhren. Ein von der Firma Kale gestellter Tourguide informierte uns schon während der Fahrt über die Geschichte von Canakkale. Wir passierten den Ort der 1915 stattgefundenen Schlacht von Galipoli, die heute zum Gründungsmythos der Türkei gehört. Der Reiseführer versorgte uns mit den notwendigen Hintergrundinformationen. Im Zentrum von Canakkale steht am Hafen das bekannte und uns schon beeindruckende Trojanische (Original-)pferd aus dem Film „Troja“.
Unser Tourguide erzählte uns einige Produktionsdetails und die Reise des Pferdes von Hollywood nach Canakkale. Unsere Reise führte uns weiter zum UNESCO-Weltkulturerbe nach Troja, einem der absoluten archäologischen Highlights der Türkei. Mit unserem Tourguide besichtigten wir die Ausgrabungsstätte und bekamen durchaus einen verständlichen Einblick in die „Ilias“ von Homer (nicht den aus Springfield). Der Rundgang durch das weitläufige Gelände nahm zwei Stunden in Anspruch und alle unsere jugendlichen Teilnehmer zeigten sich sehr interessiert. Unsere Reise in die Vergangenheit führte uns dann von Troja nach Assos zum Tempel der Athene. Auf der Fahrt dorthin kam die Sonne zum Vorschein.
Am Fuß des Berges besuchten wir zum Mittagessen ein türkisches Ausflugslokal – serviert wurde uns Gözleme (mit Käse gefüllte Teigfladen), Manti (kleine gefüllte Maultaschen in Joghurt), als Getränk Ayran oder Maulbeersaft. Die Kalorien arbeiteten wir dann auf dem sehr steilen, kurvigen und grob gepflasterten Weg hinauf zum Eingangsbereich der Tempelanlage wieder ab. Die Ruinen des Tempels der Athene liegen auf der Spitze eines Berges direkt am Meer und bieten einen atemberaubenden Blick auf die griechischen Inseln. Der Reiseführer erklärte uns schon am Eingangsbereich die Geschichte dieser Anlage, bevor wir wiederum den weiteren steilen Anstieg zum Tempel hinauf bewältigten. Vor uns entfaltete sich ein sagenhaftes Panorama und die Jugendlichen hielten staunend inne, sichtlich ergriffen von diesem Anblick. Handys wurden herausgeholt, Erinnerungsfotos geschossen.
Es wehte ein starker Wind, der uns aber nicht von der Erkundung der Ruinen abhielt. Nach etwa 1,5 Stunden kehrten wir wieder zum Bus zurück, um noch einmal auf dem Rückweg in Canakkale in einem Ladenlokal die nur in dieser Stadt erhältliche Süßspeise Peynir Helva (im Ofen gebackene Käsegriesschnitte) mit Eis zu probieren. Auf der Weiterfahrt aus der Stadt erlebten wir friedliche Autokorsos mit begeistert fahnenschwenkenden Erdogan-Anhängern, die das Wahlergebnis feierten.
Um 22:30 Uhr trafen wir nach einem erlebnisreichen und langen Tag wieder im Hotel in Can ein. Dort erwartete uns netterweise noch eine Linsensuppe, bevor die Jugendlichen zufrieden und müde in die Betten fielen. Die Blogschreiber machten die Nacht zum Tag, heute ohne Tee. Somit möchten wir auch den Cliffhanger von gestern zurückkommen: Wir konnten nach dem vielen Tee trotzdem sehr gut schlafen 😊
Heute haben wir kulturinteressierte Jugendliche erlebt, die auch einmal innehalten und sich für Geschichte und Natur begeistern können.
