Tag 5

Tag 5

Samstag 27.05.2023

Heute fand unser gemeinsames Frühstück in einer nachdenklichen Atmosphäre statt – wir hatten dazu Jugendliche aus der Erdbebenregion eingeladen. Von den Jugendlichen erschien nur ein kleiner Teil, dem Großteil wäre es nun doch zu schwergefallen, über das Erlebte sprechen zu können. Nach anfänglichem Zögern schilderten uns zwei Jungen eindrücklich, wie sie das Erdbeben und die chaotische Zeit danach überstanden haben. Das Mädchen wirkte zunehmend betroffener und brach schließlich in Tränen aus. In ihr waren die ganzen Erinnerungen hochgekommen, über die zu sprechen ihr nicht mehr möglich war. Einer der beiden Jungen war ihr Bruder. Er meinte, es falle ihm leichter, seine Erinnerungen zu verarbeiten, wenn er darüber erzähle.

Frühstück

Eine solche Naturkatastrophe und die damit verbundenen Schicksale so emotional unter die Haut gehend nachzuvollziehen, ist mit den Berichten in den verschiedenen Medien überhaupt nicht zu vergleichen. Unsere Gruppe stellte behutsam verschiedene Fragen über ihren jetzigen Alltag und ihre Zukunftsaussichten, die die beiden Jungen ausführlich beantworteten. Während des etwa zweistündigen Gesprächs wuchs unsere Betroffenheit und wir fühlten mit ihnen. Zu unserer Freude begleitete uns das Geschwisterpaar über den weiteren Tag hinweg, ebenso wieder drei ehemalige Projektteilnehmer.

Natur

Bei windigem, bewölktem Wetter fuhren wir dann um die Mittagszeit mit dem Bus durch die hügelige, kurvenreiche und grüne türkische Frühlingslandschaft. Im kleinen Dorf Terzialan begrüßte uns freundlich der Dorfvorsteher, schilderte uns (natürlich bei einem türkischen Tee) seine Funktion sowie sein Aufgabengebiet und beantwortete gerne unsere Fragen.

Weiter ging es bei durchkommender Sonne durch das Dorf, ein kleiner Zwischenstopp im Café der Mutter einer Teilnehmerin. Der starke türkische Kaffee weckte wieder unsere Lebensgeister.  So fielen wir energiegeladen in den Keramikladen einer uns gut bekannten ehemaligen Studentin von Hilal ein. Cigdem stellt außergewöhnliche Keramikwaren her und so erstanden wir das eine oder andere Geschenk oder Erinnerungsstück.

Berg

 

Keramik

Am frühen Nachmittag erreichten wir dann unser heutiges Ziel, das Haus am See. Yücel Dogan hatte uns dort in das Wochenendhaus auf dem Gartengrundstück seiner Eltern eingeladen. Wir verbrachten dort bei nun sommerlichem Wetter die Zeit bis zum Abend mit Spielen, Entspannen, interessanten Gesprächen und einem Spaziergang am See. Selbstverständlich sorgte auch das umfangreiche türkische Essen (siehe Foto) für große Begeisterung und volle Mägen. Die morgige Stichwahl über die türkische Präsidentschaft trug zu einer Diskussion über die daraus resultierenden möglichen politischen Veränderungen bei. Die anstehende Wahl beschäftigt die Menschen sehr und sorgt für steigende Aufmerksamkeit.

Mädchen

Gegen 19:30 Uhr trafen wir wieder im Hotel in Can ein. Nach dem Abendessen blieb für die Jugendlichen noch Zeit, weiter die Stadt zu erkunden. Heute haben wir festgestellt, dass sie gemeinsam als Gruppe weiter selbständiger werden und enger zusammenwachsen. Wir können uns aus der aktiven Gestaltung einer positiven Gruppendynamik ein Stück weit zurücknehmen, da sie ein gutes Verständnis füreinander entwickelt und keine Schwierigkeiten mehr bei der Sprachbarriere haben.

Gruppe

Irrtümlicherweise hatte der Hotelbesitzer für die ganze Gruppe noch Tee zubereitet und so fiel den beiden Blogschreibern die zweifelhafte Ehre zu, diese Menge literweise zu trinken, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen! Ob sie heute Nacht schlafen werden können? Der Beantwortung dieser Frage folgt morgen mit der Schilderung unseres Sonntagsprogramms.

 

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