Sommerfreizeit der Wohngruppe Camara

Die diesjährige Sommerfreizeit der Wohngruppe Camara fand vom 28.07.-11.08.2023 in Grandpré, Frankreich, statt. Grandpré ist eine kleine französische Gemeinde mit 514 Einwohnern im Departement Ardennes in der Region Grand Est (ca. 50 km nordwestlich von Verdun).

Der Aufenthalt in Frankreich war unter den folgenden Gesichtspunkten gewählt worden: den sieben männlichen Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren Einblicke in eine andere Kultur und den damit verbundenen Erlebnissen und persönlichen Weiterentwicklungen zu verschaffen. Begleitet wurden sie von drei pädagogischen Fachkräften des Wohngruppenteams, die ein Ferienhaus mit einem riesigen Gartengrundstück angemietet hatten.

Die Ardennen sind ein Landstrich voller historischer Ereignisse - viele Denkmale und Soldatenfriedhöfe zeugen von dunklen Ereignissen in den letzten 150 Jahren. Hinsichtlich des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine war es uns ein Anliegen, unseren Jugendlichen die Ursachen, Folgen und Sinnlosigkeiten von Kriegen zu vermitteln. Als UNESCO-Projektschule stehen wir u.a. für den Erhalt von Frieden und den Austausch der Kulturen.

Ausflug

Nach dem Beginn der Sommerfreizeit erklärten wir den Jungen die Entstehung der Weltkriege und speziell den Verläufen zwischen Frankreich und Deutschland. Gemeinsam sahen wir uns den mit vier Oscars prämierten Film „Im Westen nichts Neues" an. In der Nachbesprechung zeigten sie sich tief beeindruckt und berührt. Am Tag darauf fuhren wir nach Verdun und besuchten dort das, Memorial de Verdun, ein Museum und Mahnmal zur Schlacht um Verdun 1916, die mehr als 300.000 Menschenleben forderte. Anschließend besichtigten wir das Beinhaus von Douaumont (franz. Ossuaire de Douaumont)“ eine Gedenkstätte, die die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten Gefallenen bei Verdun bewahrt. Ein Rundgang durch das Fort Douaumont zeigte uns, wie schwer Verdun damals umkämpft war.

Gedenksteine

Einige Tage später besuchten wir das Freilichtmuseum in Chattancourt (La Tranchée de Chattancourt). Der Ort war im 1. Weltkrieg völlig zerstört worden, heute zeigt das Museum realistisch restaurierte /nachgebaute Schützengräben, Behausungen von Soldaten und viele weitere Exponate aus dieser Zeitgeschichte zum Anfassen. Ein Teil der Jugendlichen erforschte auch noch die authentischen Schützengräben von Main de Massiges, ebenfalls ein Freilichtmuseum und Gedenkstätte.

In Reims, die inoffizielle Hauptstadt der Champagne, besichtigten wir die Kathedrale Notre-Dame de Reims, UNESCO-Weltkulturerbe und eine der bedeutendsten Kirchen Frankreichs. Hier wurden vom 12.-18. Jahrhundert alle französischen Kaiser und Könige gekrönt. Im Anschluss erkundeten wir noch die sehr lebendige und sehenswerte Innenstadt von Reims.

Reims

Das Highlight unserer Städtetrips war der Besuch der französischen Hauptstadt Paris. Die Jugendlichen zeigen sich sehr beeindruckt vom Flair der Millionenmetropole, den glanzvollen Namen der Geschäfte auf der Champs-Elysées, dem Arc de Triomphe. Dort begann unsere Hop on / Hop off - Bustour, die uns zu weiteren Sehenswürdigkeiten führte. Der sonnenbeschienene Eiffelturm, der in den blauen Himmel hinaufrage, zog alle in ihren Bann. Dort verbrachten wir eine längere Zeit, stärkten uns am Ufer der Seine mit einem kleinen Imbiss, bevor wir die Rundfahrt mit dem Bus fortsetzten. Am Louvre stiegen wir aus und die Jungen hatten die Möglichkeit, gemeinsam die Stadt auf eigene Faust zu erkundigen. Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem Koreanischen Restaurant fuhren wir hinauf auf den Montmartre zur Basilica minor Sacré-Cœur de Montmartre („Basilika vom Heiligsten Herzen in Montmartre“), um dort bei Sonnenuntergang die entspannte Atmosphäre zu genießen.

Danke

Neben der ganzen Kultur fand sich natürlich auch viel Zeit, mit den Jungen im riesigen Garten des Ferienhauses Fußball und Frisbee zu spielen. So manches Mal überquerten allerdings Bälle und Wurfscheibe angrenzende Gartenzäune und so kam Klettern noch als Sportart hinzu. Für Spannung sorgt diverse Wetten, z. B. zu Wissensfragen mit den Erzieher*innen. Verlor ein Jugendlicher seine Wette, erhielt er die „wunderbare“ Gelegenheit, mit dem Tragen eines Kostüms seine Mitmenschen erfreuen zu können. So kam es dazu, dass z.B. Darth Vader aus Star Wars im Supermarkt beim Gemüseeinkauf beobachtet wurde, ein Leopard den Besuch des Wildtierparks bei Argonne aufregend gestaltete und ein deutscher Fußballfan in vollem Ornat durch Reims spazierte. Die Jungen hatten großen Spaß dabei und sorgen für denkwürdige Situation.

Für großes Interesse sorge ein Beauty-Abend, bei dem die Jugendlichen eine Einführung in die Nutzung von Gesichtswasser, Rasierer, Cremé, Labello, etc. erhielten. Jeder erhielt zudem einige Pflegeutensilien als Geschenk. Praktisch ausgeführt wurden Gesichtsmasken, Peeling etc. Stilgerecht gab es zum Beauty- Abend alkoholfreie Cocktails. Viele Jungen in diesem Alter machen sich große Gedanken über ihr Aussehen und so nahmen sie Hinweise gerne an und stellten viele Fragen.

Die im Verlauf der Sommerfreizeit entstehende Gruppengemeinschaft unterstützen wir mit vertrauensfördernden Spielen. Jugendliche ließen sich Aktivitäten einfallen, die die Erzieher*innen und Jungen gemeinsam durchführten. „Blind" an der Hand oder durch Worte geleitet durch das Haus zu gehen (oder durch den Garten), sich in die Arme der Gruppe fallen zu lassen - zu wissen, dass der Andere für einem da ist, wenn man Unterstützung benötige, lässt sich ganz real auf den Alltag in unserer Jugendhilfeeinrichtung übertragen.

Erfüllt durch viele gemeinsame positive Erlebnisse und Erfahrungen fuhren wir am 11.08.23 zurück nach Ettlingen.

Die Sommerfreizeit 2023 wird nun ein Teil unserer Erinnerungen und Erzählungen sein. An dieser Stelle möchten wir unseren großzügigen Spendern danken, mit deren finanzieller Unterstützung z. B. den Tagesausflug nach Paris ermöglicht werden konnte. Vielen herzlichen Dank im Namen unserer Jugendlichen!

 

Joachim Wilmshorst (Gruppenpädagoge)