Einweihung der Gedenkstätte in Ettlingen
Im Rahmen der Aufarbeitung der Heimgeschichte wurde am 24. Oktober im St. Augustinusheim in Ettlingen eine Gedenkstätte feierlich eingeweiht – geschaffen als sichtbares Zeugnis für die Opfer von NS Zwangssterilisation und Missbrauch im St. Augustinusheim in den Jahren 1933 bis 1945.
Die Atmosphäre war geladen mit Respekt: junge Auszubildende und ihre Ausbildungsmeister des St. Augustinusheim hatten die Gedenkstätte und den zugehörigen Gedenkstein gefertigt – mit bedacht geführten Händen, mit Blick auf Vergangenheit und Zukunft zugleich.
Zur Einweihung fanden sich zahlreiche Gäste ein – darunter ehemalige Bewohner, aktive und ehemalige Mitarbeitende, Politiker sowie Jugendliche des St. Augustinusheim.
Mit der Einweihung der neuen Gedenkstätte, so Geschäftsführer Stefan Krehl, schafft unsere Einrichtung einen neuen Ort, indem wir die Geschichte physisch in die Gegenwart bringen. Die Gedenkstätte erinnert an das Leid, das manche Heimbewohner in der Vergangenheit erfahren mussten, und macht ihre Geschichten sichtbar. „Wir erinnern daran, dass uns unsere Geschichte geprägt hat, dass sie unsere Kultur geformt hat und uns bis heute Lernaufgaben stellt. Sie mahnt uns, verantwortlich und mit Achtung gegenüber jedem Menschen zu handeln.“ betont Krehl.
Im Anschluss ergriff der Oberbürgermeister der Stadt Ettlingen Johannes Arnold das Wort. Er dankte allen, die diesen Tag möglich gemacht hatten – insbesondere den Jugendlichen, den Mitarbeitenden die mit ihren eigenen Händen diesen Gedenkort errichtet hatten. Er betonte: „Wir sind eine Gemeinschaft, die sich der Erinnerung stellt und wir können dadurch ein Zeichen setzen.“
Ein Vertreter des Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V., Michael Spielmann, richtete schließlich noch eindringliche Worte an die Anwesenden: Er erinnerte daran, dass Glaube auch heißt, hinschauen zu können, dass Mitmenschlichkeit wächst, wenn wir Geschichten hören, die lange ungehört blieben.
Viele Gäste blieben nach den Ansprachen noch stehen um die Gedenkstätte genauer zu betrachten: Geschichte und persönliche Gegenwart werden hier durch die Kreise, dem Ahornbaum, die Spirale aus 2 Stahlarten mit Unterbrechung und die Fußabdrücke miteinander vereint.
Die Gedenkstätte lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, die Vergangenheit nicht zu vergessen – sondern aus ihr zu lernen und im Bewusstsein dieser Verantwortung die Zukunft zu gestalten.
Mit der Einweihung dieser Gedenkstätte setzt das St. Augustinusheim ein sichtbares Zeichen: gegen das Vergessen, für das Erinnern – und für eine Zukunft, in der Mitmenschlichkeit erkennbar wird. Ein Ort des Innehaltens – geschaffen von jenen, die heute hier leben und arbeiten. Ein Ort des Gedenkens – für jene, die damals keine Stimme hatten.
Wir bedanken uns bei der Bürgerstiftung Ettlingen und der Heidehof Stiftung, mit deren Zuwendungen konnten wir die Einweihungsfeier und die Foto-Wanderausstellung „Sei eine Stimme“ als Teil der Gedenkwoche umsetzen.